Früher war alles besser – für viele gilt das auch im Hinblick auf die eigene Sicherheit. Weil sich mehr und mehr Menschen zunehmend unsicher fühlen, wächst das Interesse an sogenannten Selbstverteidigungswaffen.
Möglichst klein und im Notfall schnell griffbereit sollen sie sein, zudem auch effektiv und einfach in der Handhabung. Die Vielfalt der Selbstverteidigungswaffen ist riesig, doch längst nicht jede ist hier in Deutschland auch erlaubt. Die meisten fallen unter das Waffenschutzgesetz und dürfen nur bei Vorhandensein eines Waffenscheins gekauft werden. Doch was ist mit der breiten Mehrheit der Bevölkerung, die eine solche Genehmigung nicht besitzt? Gibt es für sie Alternativen, also Selbstverteidigungswaffen, die legal sind?
Inhaltsverzeichnis
- 1 Erlaubte Selbstverteidigungswaffen in Deutschland
- 2 Der Schrillalarm: Abwehr durch lautes Signal
- 3 Der Selbstverteidigungsschirm: Nützlich gegen Regen, effektiv gegen Angreifer
- 4 Das Pfefferspray: Selbstverteidigung im Handtaschenformat
- 5 CS-Gas: Der Vorläufer zum Pfefferspray
- 6 Schreckschuss- und Gaspistolen: legal mit Einschränkung
- 7 Der Teleskopschlagstock: Das handliche Pendant zum Schlagstock
- 8 Kubotan und Tacticalpen: Kleine, unscheinbare Abwehrmöglichkeiten
- 9 Der Elektroschocker: Nur bedingt zur Selbstverteidigung geeignet
Erlaubte Selbstverteidigungswaffen in Deutschland
Die gute Nachricht gleich vorweg: Es gibt eine ganze Reihe von Selbstverteidigungsmaßnahmen, die hier in Deutschland legal, also erlaubt sind. Menschen, die sich im Freien und insbesondere in der Nacht bedroht fühlen, haben also durchaus Chancen, sich zu verteidigen – auch wenn sie beispielsweise keine Kampfsportart beherrschen.
Wer sich für den Kauf einer Selbstverteidigungswaffe interessiert, sollte sich im Vorfeld auf jeden Fall erst einmal umfangreich informieren. Fakt ist nämlich, dass dieses Thema keinesfalls auf die leichte Schulter genommen werden sollte. Eine Selbstverteidigungswaffe kaufen ist ein ernst zunehmender Entschluss, die verschiedenen Möglichkeiten sollten daher sorgfältig miteinander verglichen werden. Um Ihnen diese Arbeit ein wenig zu erleichtern, haben wir Ihnen eine Übersicht aller Selbstverteidigungswaffen, die in Deutschland erlaubt sind, zusammengestellt. Dieser Zusammenfassung können Sie beispielsweise entnehmen:
- welche Selbstverteidigungswaffe für welche Situationen geeignet sind
- wie die rechtlichen Rahmenbedingungen sind
- wie die Waffe korrekt eingesetzt wird
- wie effektiv die Selbstverteidigungswaffe ist
- was Sie bei der Nutzung beachten müssen
Hinweis: Die Reihenfolge, in der die Selbstverteidigungswaffen vorgestellt werden, darf keinesfalls wertend verstanden werden. Die erste vorgestellte Variante ist nicht automatisch die beste.
Der Schrillalarm: Abwehr durch lautes Signal
Streng genommen handelt es sich beim Schrillalarm nicht um eine Selbstverteidigungswaffe. Er kann jedoch zur Abwehr eingesetzt werden und soll deswegen in diesem Beitrag Beachtung finden. Grundsätzlich eignet sich der Schrillalarm dafür, Angreifer in die Flucht zu schlagen.
Das kleine Gerät, das nicht viel kostet, gibt auf Knopfdruck ein extrem lautes und unangenehmes Geräusch ab, welches in doppelter Hinsicht der Selbstverteidigung dient:
- Zum einen machen Sie mithilfe des Alarms auf sich und Ihre Notsituation aufmerksam
- Zum anderen verursachen Sie mit dem lauten Geräusch Ohrenschmerzen bei Ihrem Angreifer
So praktisch der Schrillalarm auch sein mag, der weist auch Schwachpunkte auf. Wie bereits erwähnt, handelt es sich hierbei nicht um eine Waffe, was bedeutet, dass Sie Ihren Angreifer damit nicht wirkungsvoll außer Gefecht setzen können. Außerdem verursacht das schrille Geräusch nicht nur Schmerzen beim Gegner, sondern tut auch Ihnen stark in den Ohren weh.
Es kann also durchaus sein, dass Sie sich damit selbst beeinträchtigen und somit noch mehr Angriffsfläche bieten.
Der Selbstverteidigungsschirm: Nützlich gegen Regen, effektiv gegen Angreifer
Der Selbstverteidigungsschirm ist eine Erfindung aus den USA, die mittlerweile auch hier in Deutschland immer populärer wird. Es handelt sich hierbei tatsächlich um einen funktionstüchtigen Stock-Regenschirm, der ganz normal bei Regen zum Einsatz kommen kann. Das Besondere an diesem Alltagsgegenstand ist jedoch, dass er extrem robust gebaut ist und daher in Notfallsituationen als legale Selbstverteidigungswaffe genutzt werden kann. Ähnlich wie im Fall des Schrillalarms kommt auch der Selbstverteidigungsschirm mit zwei Nachteilen daher:
- an Tagen, an denen es nicht regnet, wird man diese Selbstverteidigungswaffe nicht bei sich haben
- in akuten Notfallsituationen ist es besser, man hat Ahnung vom Umgang mit Schlagwaffen
Darüber hinaus sind die speziellen Schirme mit über 100 Euro auch kein Schnäppchen. Dennoch können sie einem in diversen Situationen ein Gefühl von Sicherheit geben – allein schon, weil man weiß, dass man sich im Notfall wehren könnte.
Das Pfefferspray: Selbstverteidigung im Handtaschenformat
Eine der wohl beliebtesten Selbstverteidigungswaffen in Deutschland ist das Pfefferspray, das aufgrund seiner kompakten Maße – ähnlich wie der Schrillalarm – in jede Handtasche passt. Die Bezeichnung „Waffe“ ist im Fall vom Pfefferspray zwar durchaus angebracht, offiziell aber falsch. Diese Form der Selbstverteidigung ist in Deutschland erlaubt, weil das Spray unter die Kategorie Tierabwehr fällt. Um nicht in Konflikt mit dem Waffenschutzgesetz zu geraten, ist es beim Kauf vom Pfefferspray wichtig, auf einen entsprechenden Vermerk auf der Dose zu achten.
Wichtig: Grundsätzlich ist der Einsatz von Pfefferspray gegen Menschen verboten. Liegt eine akute Notsituation vor, ist die Verwendung jedoch erlaubt.
Der große Vorteil vom Pfefferspray ist seine einfache Handhabung. In einer Notsituation muss das Spray nur in Richtung des Angreifers gehalten und freigesetzt werden. Trotz des hohen Stressfaktors sollten Sie immer überprüfen, dass die Öffnung der Dose auf keinen Fall auf Sie selbst zeigt. Trifft das Pfefferspray auf Ihren Gegner, löst es ein heftiges Brennen in dessen Augen aus. Nur 2 % der Menschen weist eine Immunität gegen Pfefferspray auf.
CS-Gas: Der Vorläufer zum Pfefferspray
Bevor das Pfefferspray entwickelt wurde, galt das CS-Gas – besser bekannt als Tränengas – als zuverlässige Abwehr gegen Angreifer. Im direkten Vergleich weist es jedoch deutliche Schwächen auf. Zum einen gibt es weit mehr Menschen, die immun gegen CS-Gas sind und bei denen dementsprechend keine Wirkung auftritt. Zum anderen ist diese Selbstverteidigungswaffe auch weniger wirkungsvoll, wenn es zu einem Angriff durch Tiere kommt.
Schreckschuss- und Gaspistolen: legal mit Einschränkung
Schreckschusspistolen – auch Gaspistolen genannt – sind vor allem wegen ihrer abschreckenden Wirkung sehr beliebt. Die Selbstverteidigungswaffen erinnern stark an echte Schusswaffen und können allein dadurch einen Feind in die Flucht schlagen. Kommt es dennoch zu einem Angriff, können Sie sich mit diesen Pistolen auch wirkungsvoll verteidigen.
Wird ein Schuss abgesetzt, gibt die Waffe ein Gasgemisch ab, bei dem es sich in aller Regel um Tränengas handelt. Zusätzlich ertönt ein lauter Knall, der Passanten auf die Geschehnisse aufmerksam macht und den Angreifer zusätzlich abwehrt. Alles in allem handelt es sich bei der Gaspistole um eine sehr wirkungsvolle Selbstverteidigungswaffe. Sie kann legal in Deutschland gekauft werden, unterliegt aber einer sehr wichtigen Einschränkung. Wenn Sie eine Gaspistole bei sich tragen wollen, brauchen Sie hierfür den sogenannten kleinen Waffenschein.
Sollten Sie sich für diese Selbstverteidigungswaffe entscheiden, empfehlen wir außerdem, sie nur verdeckt zu tragen, beispielsweise in einem Rucksack oder in der Handtasche. Ist die Pistole sichtbar, kann das zu sehr unangenehmen Situationen – beispielsweise auch mit der Polizei – führen.
Der Teleskopschlagstock: Das handliche Pendant zum Schlagstock
Schlagstöcke sind wahre Klassiker unter den Selbstverteidigungswaffen. Sie gelten als effektiv und abschreckend, haben aber auch einen entscheidenden Nachteil: Sie sind extrem unhandlich.
Eine gute Alternative zum klassischen Schlagstock ist der Teleskopschlagstock, der meist aus drei bis vier ausfahrbaren Elementen besteht und dadurch weitaus handlicher ist. Trotz ihrer Flexibilität sind hochwertige Teleskopschlagstöcke eine gute Selbstverteidigungswaffe. Die beweglichen Glieder vereinen sich zu einem starren Stab, mit dem Angriffe gut abgewehrt werden können.
Die Nutzung von einem Teleskopschlagstock sollte im Vorfeld unbedingt geübt werden. Wer sich eine solche Waffe einfach kauft und erst in der realen Angriffssituation nutzt, ist weitestgehend schutzlos. Viel effektiver ist der Einsatz dieser Waffe, wenn man bestimmte Techniken beherrscht. Auch ein fester und gezielter Schlag ist hier eindeutig von Vorteil.
Rechtlich betrachtet kann folgendes zum Teleskopschlagstock gesagt werden: Die Selbstverteidigungswaffe ist grundsätzlich legal und kann von allen Personen ab 18 Jahren gekauft werden. Sie unterliegt jedoch dem Waffenschutzgesetz, was bedeutet, dass man den Teleskopschlagstock nicht in der Öffentlichkeit bei sich tragen darf. Das Führungsverbot verliert seine Gültigkeit allerdings im privaten Bereich.
Kubotan und Tacticalpen: Kleine, unscheinbare Abwehrmöglichkeiten
Da die rechtlichen Beschränkungen im Fall von Schlagstock und Teleskopschlagstock verhältnismäßig groß sind, greifen viele gern alternativ auf den Kubotan zurück. Diese Selbstverteidigungswaffe wirkt auf den ersten Blick sehr unscheinbar. Hat man den Umgang damit jedoch erst einmal erlernt, handelt es sich um eine wirkungsvolle Methode der Selbstverteidigung.

Der Kubotan ist ein kurzer Stock, der aus einem sehr harten Material besteht. Er wurde ursprünglich als Schlüsselanhänger konzipiert und unterliegt darum auch nicht dem Waffenschutzgesetz. Der meist 12 bis 16 cm lange Stock hat entweder eine glatte Oberfläche oder ist geriffelt. Letzteres dient der griffigeren Handhabung. Um noch mehr Abwehrmöglichkeiten zu haben, sind einige Kubotan-Modelle an einer Seite spitz.
Eine leicht abgewandelte Version vom Kubotan ist der Tacticalpen. Diesen erkennt man in erster Linie an seiner Form, die der eines Kugelschreibers nachempfunden wurde. Einige Modelle sind sogar mit einer Schreibmine ausgestattet und können tatsächlich als Kuli benutzt werden. Der Hintergrund der Ähnlichkeit zu einem Alltagsgegenstand ist, dass es sich beim Tacticalpen um eine besonders unauffällige Selbstverteidigungswaffe handelt, die quasi überall verstaut werden kann. Wie der Kubotan ist auch der Tacticalpen eine legale Selbstverteidigungswaffe und darf in der Öffentlichkeit geführt werden.
Schaut man sich Kubotan und Tacticalpen an, so handelt es sich hierbei in der Tat um sehr unscheinbare Selbstverteidigungswaffen. Es überrascht daher nur wenig, dass man ein bisschen Übung benötigt, um sie im Ernstfall wirkungsvoll einzusetzen.
Der Elektroschocker: Nur bedingt zur Selbstverteidigung geeignet
Fragt man Menschen, welche Selbstverteidigungswaffen sie kennen, werden mit Sicherheit viele den Elektroschocker nennen. Das handliche Gerät, das auf Knopfdruck Stromimpulse abgibt und den Gegner dadurch für einige Sekunde bewegungsunfähig macht, ist noch immer sehr beliebt. Fakt ist jedoch, dass sich der Elektroschocker nur bedingt für die Selbstverteidigung eignet. Vor allem Frauen wird immer wieder davon abgeraten, sich mithilfe eines solchen Gerätes zu verteidigen.
Der Grund: Damit der Elektroschocker funktioniert, muss er direkt am Körper des Angreifers angesetzt werden, sprich: Es muss ein Nahkampf stattfinden. Ist der oder die Angegriffene dem Angreifer jedoch körperlich unterlegen (was in den meisten Situationen der Fall ist), begibt man sich im Nahkampf nur unnötig in Gefahr. Besonders Frauen sollten grundsätzlich immer auf Abstand zu einem Angreifer gehen.
Teaser – also Elektroschocker, die auch über eine gewisse Distanz funktionieren und dem Gegner Stromstöße verpassen – sind im Übrigen keine Alternative, da sie seit 2008 in Deutschland verboten und damit eindeutig illegal sind.
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